Bericht der 28. INTERBOOT YACHTWOCHE MITTELMEER - "Elbawoche 2020"
Die spannende Planungs- und Vorbereitungszeit zur traditionellen „Elbawoche“, der 28. Interboot Yachtwoche Mittelmeer, war geprägt von den Überlegungen, ob und wie in den Zeiten von Corona eine solche Veranstaltung sicher und sinnvoll durchgeführt werden kann. Von 17 ursprünglich angemeldeten Crews hat immerhin nur eine vorab storniert und nachdem Elba und die umliegende Ziele über einen langen stabilen Zeitraum kaum Infektionsfälle hatten und als corona-risiko-arm galten, wuchs der vorsichtige Optimismus bei uns als Veranstaltern und bei den Teilnehmern, sodass sich bis zum 10. Oktober alle 16 Crews bei ihren Schiffen auf Elba und dem benachbarten Festland (Scarlino/Puntone und San Vincenzo) eingefunden hatten.
Zwei Veränderungen gab es dann doch noch: kurz zuvor war die Insel Korsika, die wir mit Macinaggio und der schönen Hafenstadt Bastia im Programm eingeplant hatten, zum Risikogebiet erklärt worden und wurde durch andere Ziele unserer Route ersetzt. Obwohl Deutschland diese Einstufung kurz zuvor wieder aufgehoben hatte, konnten wir wegen gegenteiliger Einstufung der Italiener die ursprünglichen Pläne nicht wieder aufnehmen. Und leider musste eine Crew aufgrund einer Kontaktsituation mit einem Corona-Positiv getesteten Menschen an ihrem Abreisetag in Deutschland aus Vorsichtsgründen am Sonntag wieder zurückreisen, zum Glück waren aber alle Betroffenen aufgrund mehrerer Tests nicht infiziert gewesen. Wir danken für die Rücksichtnahme!
Aber nun zu den erfreulichen Erlebnissen dieser besonderen Woche: Am Ankunftstag begrüßte nach Regen in Deutschland sonniges, warmes Wetter die Ankömmlinge an den italienischen Charterbasen bei der Übernahme ihrer Yachten und am Sonntag verzogen sich die anfänglichen Regenwolken zu einem idealen Zeitfenster für unsere optional angebotenen Regatta-Start-Übungen in der Bucht von Portoferraio. Erst gegen Abend, als wir bei typisch toskanischem Essen im Restaurant Rifrullo gut geschützt die Crews vom Festland und der Insel begrüßen konnten, öffneten sich die Regenwolken bis zur Rückkehr auf die Schiffe. Generell hatten wir in dieser Woche mehrfach Glück mit optimalen Zeitfenstern bezüglich der Wetterkapriolen.
Allerdings verzichteten wir am Montagmorgen auf die erste Fun-Regatta, da für die längere Strecke nach Capraia ab Nachmittag stärkere Böen mit bis zu 7 Bft angekündigt waren und wir daher rechtzeitig auf dieser kleinen, ursprünglichen und authentischen Insel ankommen wollten. Auch hier war uns der Wettergott gnädig, der zwar sportliches Segeln von den Crews forderte, aber überwiegend waren die Teilnehmer von einem seglerisch erlebnisreichen und eindrucksvollen Tag begeistert und auch die wenigen Seekranken erholten sich sofort, nachdem die Flotte bei unverhofftem Sonnenschein dann friedlich vor der Reihe der bunten, malerischen Häuschen an der Hafenmole von Capraia lag.
Unser traditionelles 50-Liter-Weinfass auf der Organisationsyacht Elba1 war eigentlich für die Tagessiegerehrung gedacht, aber nach diesem sportlichen Tag hatten sich die Teilnehmer den Schluck italienischen Rotwein auch ohne Wettfahrt mehr als verdient. In Abstimmung mit den Hafenbehörden konnten wir das Fass an der Mole hinter dem Start- und Organisationsschiff Elba 1 aufstellen, aber diesmal wurde der Wein nicht glasweise ausgeschenkt, sondern jede Crew konnte sich eine Karaffe abfüllen, um dann in respektvollem Corona-Abstand crewweise die Abendstimmung und den Wein zu genießen. Abendessen gab es dann teils an Bord, aber teils auch in den netten Hafenrestaurants, wobei manch frisch gefangener Fisch die Segelgenüsse auch kulinarisch ergänzte.
Am Dienstag hellte sich dann der zunächst bewölkte Himmel wieder im Laufe des Vormittags auf und das deutlich ruhigere Wetter bescherte einen weiteren schönen Segeltag mit den Kulissen der Inseln des toskanischen Archipels und Korsikas als eindrucksvollem Rahmen in häufig wechselnden Lichtverhältnissen mit Sonnenschein und –zum Glück- fernen Regenwänden. Drehende Winde stellten dann auch bei der Annäherung an den kleinen Fischerort Marciana Marina auf der Nordseite Elbas nochmals besondere Ansprüche an Kurs, Trimm und Taktik.
Der berühmte Segelclub „Circolo della Vela Marciana Marina“, auch aktiv im nationalen und internationalen Regattageschehen, stellte uns wieder seinen clubeigenen Schwimmsteg zu günstigen Konditionen zur Verfügung, nachdem die Clubmitglieder die meisten ihrer eigenen Boote für uns verlegt hatten, sodass die gesamte Flotte nebeneinander Platz fand. Coronabedingt gab es diesmal kein Seglertreffen auf der Clubterrasse oder im kleinen Innenhofs des Circolo, die Abstimmung über die Planung des nächsten Tages erfolgte über den „Flottenfunk“ über Kanal 72 und die Crews holten sich ihre Rotweinportion aus dem „Organisationsfass“ per Karaffe in ihr jeweiliges Cockpit ab. Einige nette Restaurants hatten auch an diesem Abend im Ort offen, aber auch der Duft der diversen Bordküchen zog am Abend über den Steg.
Eigentlich war als Ersatz für den Ausflug nach Korsika diesmal für den Mittwoch vorgesehen, endlich in diesem Jahr nach langer Zeit mit der Elbawoche auch mal wieder die buchtenreiche Südküste Elbas zu besegeln und in einer der schönsten und sicheren Ankerbuchten, im Golfo di Stella, eine Nacht vor Anker zu verbringen. Leider hatte der Wettergott für diese Ankernacht andere Pläne und der Wetterdienst Seaman von „Wetterwelt“ von Meeno Schrader kündigte starke südliche Winde und starke Regenschauer an, die sich sogar nach der Vorhersage gegen Mitternacht in Böen auf 10 bis 11 Windstärken steigern sollten. Im strömenden Regen unter solchen Umständen in einer Gruppe von 15 ankernden Yachten nachts Ankerwachen und Ankermanöver absolvieren zu müssen gehört nicht zu den Erlebnisideen einer Elbawoche, und so waren wir froh, dass uns der Circolo della Vela seinen Schwimmsteg für eine weitere Nacht zur Verfügung stellte. Auf der Nordseite Elbas war dann auch das Wetter nicht so stark wie befürchtet und wir konnten ausgeruht in einen neuen Segeltag gehen.
Die Umplanung erlaubte uns dann auch, am Mittwoch im Golf von Procchio sogar 3 kurze Wettfahrten bei idealen Wetter absolvieren, zunächst einen Dreieckskurs bei leichten Winden bis zur Halbinsel Enfola und zurück, dann 2 kürzere Up-and-Down-Strecken. Dabei nahm der Wind und somit der Speed der Yachten weiter zu, sodass es noch einen besonders spannenden Zieleinlauf bei der dritten Wettfahrt gab: Das Start-UND-Zielschiff Elba1 hatte nach dem Start zur 3. Wettfahrt versucht, die Wendemarke vor Enfola einholen aber war dann deutlich zu spät wieder zurück im Zielbereich. Dankenswerterweise übernahm Elba 7, die mit großem Abstand das übrige Feld abgehängt hatte, die Funktion des Zielschiffes an der ausgemachten Position.
Auch heute hatten wir wieder das ideale Zeitfenster getroffen: Nach der trockenen und teils sonnigen Regatta zurück am Clubsteg festgemacht begann der Regen, der den Abend über anhielt, sodass wir unseren Treff auf dem großen Dorfplatz mit Tagessiegerehrung auf den nächsten Tag in Porto Azzurro verschoben….
Mit 3 Wettfahrten und unsicheren Windverhältnissen aus meist „falschen“ Richtungen konnten wir uns am Donnerstag dann einen regattafreien Segeltag nach Lust und Laune von Marciana nach Porto Azzurro erlauben, was einigen Crews auch die Möglichkeit bot, die Gutscheine der spontan am Vorabend als Sponsor unserer Segelveranstaltung aufgetretene Firma „Aqua dell’Elba“ (Düfte und Parfums) zu attraktiven Einkäufen zu nutzen.
Zum Tagesziel Porto Azzurro braucht man Elbakennern nichts zu erzählen und den anderen kann man nur empfehlen, diesen kleinen malerischen Hafenort selbst zu erkunden. Am Ende der Bucht, eingebettet in eine Szenerie kleiner bewaldeter Hügel in der Abendsonne, im Hintergrund überragt vom Gipfel des Monte Capanne findet sich ein Örtchen mit bunten toskanischen Häusern, einer großen Piazza mit Cafés und kleinen Läden, von der kleine schmale Gassen zu weiteren Geheimnissen und Eindrücken führen.
Ein kleiner ruhiger Strandabschnitt hinter der ehemaligen Fährmole bietet in der Abendsonne dann auch die Kulisse für unsere Tagessiegerehrung für die 3 Wettfahrten, bevor die meisten Crews die einheimische Gastronomie goutieren. Für den besonderen Einsatz als „Ersatz-Zielschiff“ und den überragenden Sieg bei der dritten Wettfahrt erhält Elba 7 auch für jedes Crewmitglied einen Sonderpreis von „Aqua dell’Elba“ überreicht.
Der Freitag bietet allen Crews noch einmal die Chance, einen Segeltag nach eigenem Gusto zu gestalten auf dem Weg von Porto Azzurro nach Portoferraio. Leider müssen uns 3 Crews bereits mit Ziel Heimatbasis am Festland aus persönlichen Rückreisegründen schon am Freitag verlassen, während die anderen Crews vom Festland noch mit uns den Abschlussabend mit der großen abschließenden Siegerehrung genießen können.
Anstelle des traditionellen abschließenden großen Büffets im offenen Innenhof der historischen „Linguella“-Festungsanlage am Alten Hafen aufgrund Einwände der Commune, aber auch im Hinblick auf die unsichere Wetterlage, hat unser Gastronom Adriano Galetti für uns 2 Busse organisiert für eine Inseltour nach Marina di Campo, wo er den Abschlussabend in seinem „Restaurant Bologna“ vorbereitet hat. So gibt es nach einem Spaziergang durch einen weiteren netten Hafenort auf Elba einen Prosecco – Empfang im offenen Innenhof des Restaurants unter Olivenbäumen mit Pizzabrot und Foccaccia, bevor alle an den crewweise organisierten Tischen in sicherem Abstand im großen weißen Zelt im ehemaligen Biergarten platznehmen. Ein tolles, überreichliches toskanisches Essen in mehreren Gängen, an den Tischen serviert, stärkte die Teilnehmer vor der großen Siegerehrung. Typisch für die Elbawoche ist die Tradition, dass jedes Crewmitglied quasi einen Pokal erhält in Form einer Weinflasche mit dem speziellen Etikett der 28. INTERBOOT YACHTWOCHE MITTELMEER und nicht nur die Sieger der ersten Ränge den großen Wanderpokal und die üblichen Crewpokale und Sachpreise.
Teils wurde nach Rückkehr auf die Schiffe noch creweise in den Cockpits weitergefeiert, wobei der ersten Crews schon frühe Fähren am nächsten Morgen zurück ans Festland gebucht hatten, andere noch ein paar Stunden Elba bis zum Mittag genießen wollten….
Viele Teilnehmer waren froh, diese Woche unter Segeln abseits von unserer derzeit oft verworrenen und eingeschränkten Situation zu Hause erlebt zu haben, obwohl in diesem Jahr auch auf der Elbawoche die Kontakte unter den Crews verständlicherweise eingeschränkter waren als sonst, aber doch ein schönes Gefühl der Miteinanders entstanden ist. Wir hoffen auf eine unbeschwertere Elbawoche im kommenden Jahr vom 16.-23. Oktober 2021!
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Regattaergebnisse und Crewbilder / Siegerehrung